Gedankenzug

Erneut sitze ich im Zug. Ein ständiges Hin-und-her, meist schwer bepackt, Bücher, Kleider und technische Geräte schleppe ich durch die ganze Schweiz.

Was ist, wenn ich plötzlich zu viel unterwegs bin, zu stark zwischen all diesen Orten, an denen ich verweile, oszilliert? Lande ich dann auch irgendwo dazwischen? Was wird dann aus meinem ohnehin schon fragilen Verständnis, davon, was, wo oder wer nun Heimat, meine Heimat ist?

Ein paar Sitze hinter mir schreit ein kleines Kind. Am Fenster zieht der Sonnenuntergang vorbei. Ich bin müde, rieche nach Schweiss und mein Magen ist leer. Ich weiss, dass ich Morgen wieder Stunden im Zug sitzen werde.

Ich stecke zur Abwechslung erneut in neuen Anfängen und fühle mich trotzdem so, als sei ich ins Stocken gekommen. Mein Lesen stockt, die Bücher stapeln sich. Mein Schreiben stockt, Geschichten und Figuren warten darauf, endlich aufs Papier gebracht zu werden. Mein Heimatsgefühl stockt, meine unermüdliche Nostalgie und meine Freude am Neuen liefern sich einen aussichtslosen Kampf in meinem Inneren. Doch ich bin sicher, dass alles immer wieder in Kontrolle kommt.

Eine Durchsage in brüchigem Deutsch. Ich muss umsteigen.